50 Jahre Ackerbauring Südhannover 1968-2018

50 Jahre unabhängige Spezialberatung im Ackerbau

Die Geschichte des Ackerbaurings Südhannover e.V. ist eng mit seinem ersten Geschäftsführer und Gründer Dr. Gotthard Golisch verbunden. 1968 wurde der Ackerbauring von mehreren großen Ackerbaubetrieben aus der Region Hildesheim, Hannover und Braunschweig gegründet, nachdem Dr. Golisch aus eigenem Antrieb die damalige LWK Hannover verlassen hatte. Als Bodenkundler sah Dr. Golisch damals einen großen Bedarf an unabhängiger pflanzenbaulicher Spezialberatung, denn viele Betriebe befanden sich im Umbruch.

In seinem Grußwort auf der Jubiläumsveranstaltung am 20. Juni 2018 beschrieb Dr. Reschke – langjähriger Geschäftsführer des Ackerbaurings und heutiges Ehrenmitglied – die damalige Situation wie folgt: “Als Bodenkundler und Pflanzenbauer fielen die Anregungen Dr. Golischs im wahrsten Sinne auf fruchtbaren Boden. Es war die Zeit, als man mit Krumenvertiefung, optimierter Nährstoffzufuhr, in Menge und Verteilung, Verbesserung der Standfestigkeit durch Halmverkürzung, Saatzeitvorverlegung, neuen Sorten und neuen Fungiziden, besseren Geräten für Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflege, die Erträge, in 25 Jahren, um 50 % steigerte. Der Züchtungsforschung bei Winterweizen war hoch, der Winterweizen war und ist bis heute, im Ertrag und Preis allen anderen Getreidearten überlegen. Was lag aus ökonomischer Sicht näher, den Weizen häufiger als alle 3 Jahre anzubauen. Dr. Golisch war die treibende Kraft, die Fruchtfolge zu verengen. Seine Pflanzenbaukollegen in der Wissenschaft und der Kammer waren skeptisch, aber jedes Jahr kamen neue, noch besser wirksame Pflanzenschutzmittel auf den Markt, die viele Probleme zu lösen vermochten. Selbst dem Daueranbau von Winterweizen wurde nachgegangen. Ging es auch, fast, solange die Pflanzenschutzmittel als Reparaturkolonne für pflanzenbauliche Fehler in vollem Umfang zur Verfügung standen“.

Der Ackerbauring fand in den 70 er Jahren schnell großen Anklang und die Mitgliederzahl stieg zeitweise auf über 80 Betriebe an. Das Erfolgsrezept war die Einzelberatung auf den Betrieben sowie die Auswertung der Schlagdaten im Winter. Daraus wurden wichtige Schlussfolgerungen für die weitere Strategie im Ackerbau gezogen. Daneben lebt der Ackerbauring von Exkursionen ins In- und Ausland.

Nach dem Ausscheiden Dr: Golischs 1997 stand der Ring vor dem Aus. Doch durch das Engagement des Vorstandes – damals geführt von Fritz Segger aus Cremlingen -, gelang es, den Ackerbauring neu auszurichten. Die Zeiten hatten sich geändert. Vor allem rechtliche Fragen u.a. aus dem Bereich des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln aber auch ökonomische Fragen traten in den Vordergrund. Als neue Geschäftsführer wurden 1998 Dr. Reschke von der LWK Hannover sowie Johannes Schwerdtle vom Betriebswirtschaftlichen Büro in Göttingen eingesetzt. Seit dieser Zeit hat der Ring seinen Schwerpunkt in die Durchführung von Halbtagesseminaren in den Wintermonaten verlegt. Dabei ist die Themenpalette immer breiter geworden. Die Referenten kommen aus ganz Deutschland, aus Wissenschaft, Industrie, Beratung und nicht zuletzt auch aus der Politik. Die Themenbereiche gehen vom Ackerbau, über betriebswirtschaftliche Fragen, dem Arbeitsrecht, dem Steuerrecht oder aktuell auch über die Chancen der Digitalisierung im Ackerbau. Daneben gibt es Betriebsbesuche und auch heute noch Exkursionen – wie u.a. nach Belgien und Österreich, nach Dänemark oder auch auf die Insel Rügen sowie nach Sachsen und Sachsen - Anhalt.

Den Nutzen des Ackerbaurings und allgemein einer unabhängigen Ackerbauberatung in Arbeitskreisen, fasste Dr. Reschke wie folgt zusammen:

• Gedankenaustausch mit gleichgesinnten Betriebsleitern, zu denen man Vertrauen hat
• Von Lösungen in ähnlich gelagerten Betrieben lernen
• Was haben andere Betriebe für Probleme, an die ich noch gar nicht gedacht habe und wie gehen sie damit um?
• Haben sie schon Lösungen im Kopf oder gar erprobt, die ich übernehmen kann?
• Wie denken sie über diese oder jene Herausforderung im regulatorischen Bereich oder in Bezug auf Vorwürfe an die moderne Landwirtschaft, die in der Öffentlichkeit breit diskutiert werden?
• Wie können wir gemeinsam und jeder Einzelne darauf reagieren?
• Zu Fachthemen die besten Referenten aus Wissenschaft, Ministerien, Kammern, Berufsstand, Industrie und Privatberatung zu uns einladen.